Irgendwo ist die Arbeit doch noch billiger

 China, Guangzhou: Allein in der VR China hat H&M mehr als 400 Zulieferfabriken, in denen der Konzern angeblich „die Arbeiter dazu zu ermutigen, für gerechte Bezahlung einzutreten, sich zu organisieren.“ Nicht ganz zufällig besuchen wir die MASSUE FASHION LTD – Fabrik in Guangzhou am obersten Ende des Stillen Ozean Deltas, dessen ozeanseitige Spitze Honkong bildet. Die Stundenlöhne liegen hier bei knapp 3 EURO. Gewerkschaften gibt es zwar, aber das sind staatliche Jubelorganisationen, die sich stets dadurch auszeichnen, dass sie Streiks in jedem Fall verhindern wollen. Doch auch hier kam es kürzlich zu einem spontan organisierten Streik. Doch der wurde von der Polizei mit größter Brutalität und mit zahlreichen Verhaftungen beendet. Der Streik richtete sich gegen die Absicht der MASSUE FASHION LTD, knapp die Hälfte der Produktion nach Nigeria auszulagern. Dort liegt der Stundenlohn nur knapp über einem Euro….

 Kaduna in Nigeria, eine Stadt mit gigantisch erscheinender Textilindustrie. Doch schon beim ersten Blick werden wir von Umstehenden eines Besseren belehrt. Seit den 70er Jahren habe die nigerianische Textilindustrie mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze an China verloren. Der Niedergang begann 1977, als die nigerianische Regierung die vollständige Liberalisierung des Textilmarktes verfügte. Schon bald tauchten auf dem nigerianischen Markt exakte Kopien der bisher einzigartigen Designs afrikanischer Stoffe aus China auf, die zudem noch viel billiger sind. Bei der armen Landbevölkerung kam dies gut an. Doch die einheimische Textilindustrie musste sich seither bis auf wenige Ausnahmen auf das Bedrucken aus China importierter Baumwolle beschränken und verlor so mehr als die Hälfte ihrer Beschäftigten. Jetzt baut in Kaduna zwar die D.V. Fashion Limited 1, ein Tochter der MASSUE FASHION LTD  aus Guangzhou eine neue hochmoderne Textilfabrik, doch an mehr als 800 neue Arbeitsplätze sei nicht gedacht, heißt es.